Beerdigungskaffee
Auch bei der Frage „Wie haben Sie das anschließende Kaffeetrinken (nach der Beerdigung) in Erinnerung?“ fielen die Antworten sehr unterschiedlich aus.
Folgende Antworten wurden ausgewählt:
es gab kein Kaffeetrinken – 76 Personen (18,6%)
das gehört dazu – 89 Personen (21,8%)
es war „schön“ – 115 Personen (28,1%)
es war schrecklich – 54 Personen (13,2%)
ich weiß es nicht – 36 Perosnen (8,80%)
sonstiges – 39 Personen (9,5%)
118 mal wurden ergänzende Kommentare geschrieben. Hier sind einige davon:
„Wir waren nur im engsten Familienkreis in ihrer Wohnung zusammen.“
„Wir haben den ganzen Abend, sogar bis in die Nacht, über … gesprochen, viel gelacht, denn das konnte sie so herzlich und tat es auch viel. Wir hatten das Gefühl sie ist bei uns, bzw. sie lächelt uns zu und sagt genau das, was ihr hier macht ist schön.“
„…wir sind damit zurück ins Leben ohne … gekommen, haben Fotos angeschaut, haben die Solidarität der anderen gespürt.“
„wir luden … Freunde und alle Leute in unseren Garten ein, …, es waren über 100 Leute da, Sonnen Blumen überall“
„Wir hatten eine Powerpointpräsentaton mit Bildern aus dem gemeinsamen Leben vorbereitet.“
„Wir haben mit vielen Menschen viele Erlebnisse mit dem Verstorbenen ausgetauscht. Das hat ungeheuer gut getan, zu erfahren, woran sich andere Menschen gerne erinnern! Davon kann ich heute noch zehren!“
„Wir haben in unserem Haus ein lebendiges Fest gegeben. Mit flying Buffet..…“
„Wir haben es in seinem Garten veranstaltet.“
„…Ich wollte nicht alle dabei haben und es war mir egal, was sonst üblich ist!“
„War schon in Ordnung. Weil doch Freunde und Bekannte von weiter angereist waren.“
„schwierig und äußerst anstrengend!“
„Schön und schrecklich gleichermaßen“
„Pflichtveranstaltung bei der aber zum Glück nur Freunde anwesend waren.“
„nur im aller allerkleinsten Kreis“
„Leider gehörts dazu, absolut sinnlose Veranstaltung“
„jedoch mag ich es nicht…will dann mit meinen Gedanken gern allein bleiben“
„ja, es war ’schön’“
„die Atmophäre war stimmig, es wude viel über den Verstorbenen gesprochen und nach einer Weile auch gelacht.“
„in anderen Fällen finde ich das Kaffeetrinken vollkommen überflüssig, da es inzwischen nicht mehr dazu dient, des Toten zu gedenken, sondern die Leute nur noch abzufüttern.“
„Ich war nicht in der Lage daran teilzunehmen“
„Ich hätte mir einen anderen Abschluss als den Leichenschmaus gewünscht“
„ich finde sowas schrecklich, für mich muss sowas nicht sein“
„Ich finde das immer gut. Es nimmt den Schmerz, es werden Anekdoten erzählt und man lacht miteinander. Es ist ein wichtiger Teil des Verstehens.“
„Habe noch gute Freunde von ihm kennen gelernt.“
„Finde ich enorm wichtig, da viele Erinnerungen wieder geweckt werden, man viele Menschen trifft, die man lange nicht gesehen hat und es hilft, wenn trotz der Trauer auch wieder hier und da gelacht werden kann.“
„Es war wie ein typisches Familienfest bei uns – recht lustig und fröhlich.“
„es war so schrecklich, weil viele Leute dann schon zur ‚Normalität‘ übergehen, so nach dem Motto: das Kapitel ist abgeschlossen.“
„Ich kam mir fehl am Platz vor“
„Es war schön in dem Sinne, daß ich noch einmal viele Bekannte traf und man miteinander ein paar persönliche Sätze reden konnte.“
„Es war nichtssagend.“
„es war ein Abschluss der ‚brüllenden‘ Schmerzen und der Beginn des Trauerweges, der Trauerarbeit“
„ Einfach auseinandergehen, nein das hätte ich nicht gewollt, obwohl alles sehr schwer war.“
„die Struktur gab Halt“
„Das Kaffeetrinken gibt die Möglichkeit noch einmal Erinnerungen an die verstorbene aufleben zu lassen. Den themenwechsel zu alltäglichen dingen, vielleicht im ländlichen Raum noch massiver, fand ich unangebracht. Die Frage ist, ob sich dies ändern lässt. Denn das leben geht für die anderen weiter.“
„Auf Wunsch …. gab es keinen Leichenschmaus. Wir haben uns danach bei … getroffen und ich fand es schrecklich dass meine Tanten nur über ihre Gebrechen gesprochen haben und geklagt habe wie schlecht es ihnen geht, am liebsten hätte ich sie angeschrien, aber immerhin lebt ihr noch.“
„Anstrengend streckenweise (unter Beobachtung)“
„Abzocke des Restaurants, kalter Kaffee, ekelige Brötchen – und das für horrende viel Geld“
„aber schön fand ich es nicht, auch nicht hilfreich…“
——–
Auch bei dieser Frage hat es mich sehr interessiert, ob man evtl. bestimmte Personenkreise ausmachen kann, die das Kaffeetrinken eher als gut und hilfreich oder im Gegenteil als schrecklich empfanden. Dafür habe ich mir z.B. nur die Gruppe der 54 „Es war schrecklich“- Antwortgeber näher angeschaut.
Es gab hier allerdings bei den Fragen, die bestimmte Personengruppen (z.B. nach Alter, Geschlecht, Art des Verlustes) definieren könnten, keine aussagekräftigen Abweichungen zu den Prozentwerten der Gesamtteilnehmerzahl.
Eine kleine Abweichung konnte ich allerdings bei der Frage „Haben Sie sich um die Planung der Beerdigung gekümmert oder waren sie daran beteiligt?“ feststellen. 55,6 % haben mit ja geantwortet. Bei der Gesamtteilnehmerzahl waren es prozentual etwas mehr, nämlich 64,8.
Bei der näheren Betrachtung der 76 ‚Es gab kein Kaffeetrinken‘- Antworter fiel ein leichter Unterschied bei der Frage nach dem Verlust auf. In dieser Gruppe bezogen sich 32,89 % auf ihre Erfahrungen mit der Beerdigung eines eigenen Kindes. Von den Gesamtteilnehmerzahl an der Umfrage hatten „nur“ 22,5% ein Kind verloren.
Bei der Antwort „das gehört dazu“ fiel auf, dass sie von etwas mehr Männern (13.5%) ausgewählt wurde. (An der Umfrage haben sich ins. 9,1% männliche Teilnehmer beteiligt.)
Auch wurde diese Antwort deutlich häufiger von Personen ausgewählt, die zum Zeitpunkt des Verlusts zwischen 41 – 50 Jahre alt waren.
Die Antwort „es war schön“ wurde hingegen von etwas weniger Männern ausgewählt. Von den ins. 115 Antwortgebern lag ihr Anteil nur bei 7,0 %.
Auffällig war, dass 72% der „es war schön“- Auswähler auch angegeben haben, dass sie sich selber um den Ablauf der Beerdigung gekümmert haben. (Bei der Gesamtteilnehmerzahl liegt der Prozentwert bei 64,79)